Rhodt zum Nachlesen

Angefangen hat es bei einem Spaziergang von Rhodt nach Hainfeld. Die Tafel zu dem Weissen Kreuz weckt Interesse. Alte Strassen? Woher sind sie gekommen? Wohin haben sie geführt? Wer war hier unterwegs? Hat es wirklich mit Speyer und dem Trifels zu tun? Die Suche beginnt und die Ortshistorien auf den Internetseiten der umliegenden Ortschaften sind ein Anfang. Man findet allerlei Lesenswertes über Ritter, Fürsten und Könige, über Kirchen, Klöster und über den Jakobsweg, der hier vorbei gegangen ist. Auch findet man interessante Einzelheiten zur römischen Besiedelung dieser Gegend. Über König Dagobert und die Haingeraide aus der Zeit der Landnahme durch die Franken kann man einiges erfahren - auch wenn die Erzählungen über den "guten König Dagobert" wohl nicht ganz stimmen können. Jakob Beyrlin soll auch nicht unerwähnt bleiben, ein "Rhodter Kind" aus der Zeit zwischen den Bauernaufständen und dem 30jährigen Krieg.

Die Geschichten, die Rhodt und die Orte rund um Rhodt betreffen, will ich hier auf dieser Website unter "Rhodt zum Nachlesen" sammeln.

Und für die geografische und kulinarische Orientierung sind einige Anregungen auf der Seite Theresienstraße Rhodt zu finden.  

     

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Das Weiße Kreuz, ein sogenanntes Fünf-Wunden-Kreuz" ist ein repräsentatives Exemplar seiner Gattung. Es wurde 1735 von Hainfelder Bürgern gestiftet und ist in einen historischen Kontext von überörtlicher Bedeutung eingebunden. Es ist eine repräsentative Landmarke an einem frühgeschichtlichen Weg von Speyer in den Pfälzerwald, der eine besondere strategisch-politische Funktion in staufischer Zeit (12/13. Jhdt.) hatte, als die Region im Einzugsgebiet des Trifels ein kaiserliches Herrschaftszentrum bevorzugten Ranges bildete. Die Burgen staufischer Ministerialen, die den Verlauf des Weges von Hainfeld durchs Haardtgebirge ins Annweiler Tal säumen, beweisen seine überragende Bedeutung.

Das Weiße Kreuz wurde vom Pfälzerwald-Verein e.V. mit Unterstützung durch seine Ortsgruppe Hainfeld im September 2003 von Grund auf restauriert, ebenso die dazugehörende Anlage.

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Geschichte Rhodt´s  - Nebst besonderen auf dasselbe bezüglichen geschichtlichen Mitteilungen - von H.W.J.Runck prot. Pfarrer in Rhodt. 

I. Die Geschichte Rhodts im allgemeinen.
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1. die älteste Geschichte desselben, Ableitung seines Namens
2. Rhodt unter Württemberg
3. Rhodt unter Baden-Durlach
4. Rhodt unter Bayern
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II. Besondere Rhodt betreffende geschichtliche Mitteilungen
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Pfarrer Runck schreibt im Mai 1889 in seinem Vorwort:
Wie über Rechtenbach-Schweigen, habe ich auch über Rhodt an mehreren Punkten das vorhandene Aktenmaterial durchgesichtet und das Ergebnis hievon ist das vorliegende Werkchen.
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Wo nicht anders gesagt, sind die Mitteilungen den Rhodter Pfarr- und Bürgermeisterakten entnommen.
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Es wird darin nebst manchem schon Bekannten und Dargebotenen doch vieles völlig Neue an das Licht treten und dazu dienen, die Geschichte des alten „Fleckens“ Rhodt richtig zu beleuchten.

Noch erübrigt mir, dem Herrn Bürgermeister Becker und Herrn Carl Serr in Rhodt, dem Herrn Oberamtsrichter Kuby und Herrn Subrektor Dr. Schmitt in Edenkoben, wie den Herren Archivräten in Stuttgart, Karlsruhe und Speyer für ihre freundliche Unterstützung, Mühe und Arbeit meinen innigsten Dank auszusprechen.
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Rhodt, den 15. Mai 1889.             Der Verfasser:                  Runck.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei unserem ehemaligen Rhodter Pfarrer, Herr Pfarrer Helmut Priester für die Überlassung seiner Scans bedanken. 

 

Runck H. W. J. Geschichte Rhodt´s 1889

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Rhodt unter Rietburg Das „Schatzkästlien des Pfälzer Landes“  
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Das Büchlein von August Candidus trägt den Titel
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Rhodt unter Rietburg Das „Schatzkästlien des Pfälzer Landes“
Ein Rundgang durch die Straßen des alten Fleckens Rhodt
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Lehrer Candidus beschreibt 1938 die einzelnen Straßen mit ihren Patrizierhäusern und den Anwesen im fränkischen Baustil. Besonders geht er auf die Torbogen, Torschlusssteine, steinerne Kellerfenster und Schieber ein.
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Die damalige Bismarckstraße ist heute die Edesheimer Straße (im Volksmund „Bitz“; ein alter Straßennamen, der bereits im Seelbuch der St. Georgskirche Rhodt um 1500 erscheint), die Horst-Wessel-Straße heißt heute wieder schlicht Weyherer Straße; so wie früher. Bei der Hindenburgallee handelt es sich um die Kastanienallee in der oberen Theresienstraße.


Candidus Rhodt u. Rietburg 1938

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Das Seelbuch der Pfarrkirche St. Georg zu Rhodt unter Rietburg 

Die Autoren schreiben: „Religiöses Brauchtum, Besitzverhältnisse, Dorfeliten, das sind nur einige wichtige Elemente im Geschichtspuzzle der Rhodter Dorfgeschichte, die durch das Seelbuch der Ortskirche St. Georg erhellt werden. In der Umbruchszeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgezeichnet, ist es noch ganz der religiösen Vorstellungswelt des Mittelalters verhaftet, verkörpert aber seiner Struktur nach schon einen modern anmutenden ländlichen Seelbuchtypus“.

Das Buch umfaßt 250 Seiten „lesbares“ Seelbuch und 125 Seiten Register; insgesamt 375 Seiten.

Das Seelbuch der Pfarrkirche St. Georg zu Rhodt unter Rietburg. - Speyer: Pilger-Verl. 1. / Bearb. Von Johannes Weingart  und Karl Josef Zimmermann 1997 ISBN 3-87637-057-4

Die Broschüre ist noch lieferbar und zu beziehen über  info@ploeger-medien.de

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Rhodt unter Rietburg und die Jakobs-Bruderschaft
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Es gab in Rhodt zwei Bruderschaften, eine davon war die Jakobsbruderschaft. Diese Jakobusbruderschaft wird im Seelbuch der Pfarrgemeinde genannt. Der ehemalige Rhodter Pfarrer Helmut Priester nennt ebenfalls die beiden Bruderschaften auf seiner Website zur prot. Kirche St. Georg in Rhodt unter Rietburg. Diese Jakobsbruderschaft ist ein Hinweis auf den Verlauf des Jakobswegs durch den Ort.
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Mühlgasse, Candidusweg, Wintergasse und der Rhodter Jakobsweg
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Es kommen in Rhodt die Mühlgasse, der Candidusweg oder die Wintergasse als nördliche Einfallstraße des Pilgerweges in den Ort in Frage. Im Oberdorf ist die Wintergasse und in der Verlängerung die namenlose Gasse (Volksmund "Saugasse") eine mögliche Trasse des Jakobswegs. Die Verlängerung dieser beiden Wege verläuft annähernd geradlinig bis nach Hainfeld. Der Weg kommt auf Hainfelder Gemarkung an dem Weissen Kreuz vorbei.
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Die Mühlgasse ist im Unterdorf die Einfall-Route von Norden in die Dorfmitte. Sie trifft auf die Kreuzung Weinstraße-Theresienstraße und die Verlängerung nach Süden führt in Richtung Hainfeld. Dementsprechend könnte die Mühlgasse zusammen mit der Weinstraße auch die Route des Jakobswegs durch Rhodt sein.
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Es ist davon auszugehen, dass der Jakobsweg eher über die Wintergasse als über die Mühlgasse nach Rhodt gelangt ist und dann weiter nach Hainfeld verlief. Ein Indiz dafür sind die Angaben zum Weissen Kreuz in Hainfeld. Sicher ist, dass der Jakobsweg von Mainz nach Straßburg durch Rhodt unter Rietburg geführt hat.


Rhodt unter Rietburg-Jakobsweg

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Pilgerwege in der Pfalz und in Rheinhessen

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Jakob Beyrlin – Ein Rhodter Kind

(1576 – 1618)

verehrt - kritisiert - belächelt

 

Wir sind im Spätjahr 1577. Jakob Beurlin siedelt mit seiner Frau Anna und dem einjährigen Sohn Jakob von Sindelfingen nach Rhodt unter Ripperg, einer württembergischen Enklave in der Pfalz.  Das genaue Geburtsdatum des späteren Jakob Beyrlin ist der 11. September 1576; er ist das älteste Kind von insgesamt acht Kindern in der Familie.

Den Wechsel von Sindelfingen nach Rhodt verdankt die Familie der Versetzung des Vaters als Schullehrer und Pfarrer. Die Familie gehört dem lutherischen Glauben an; die Rhodter Pfarrei ist seit 1570 lutherisch. Die Familie Beurlin bleibt bis 1588 in Rhodt.

Ab 1588 ist die Familie wieder im Württemberger Raum nachgewiesen. Von dem Sohn Jakob Beyrlin ist bekannt, dass er Buchbinder lernt. Von seinen Geschwistern ist nur der Werdegang des Bruders Lucas bekannt, der - wie der Vater - eine Anstellung als Lehrer und Pfarrer in Württembergs Diensten erlangt. 

 
Als Buchbinder-Geselle arbeitet Jakob Beyrlin bei Kaspar Pfister in Tübingen wo er Umgang mit historischen Druckschriften hat; er hat Kontakt zur Universität Tübingen. 

In späteren Jahren ist er von 1610-1614 Schulmeister im pfälzischen Schwegenheim. In seinen letzten Jahren lebt er in Schwegenheim und stirbt nach 1618 erblindet als Spitalpfründner in Germersheim.

Seine enorme Bekanntheit erreicht Jakob Beyrlin als sog. Kompilator historischer Texte. Er stellt Textauszüge aus historischen Quellen her und versieht diese mit allerlei Ausschmückungen. Es entstehen dabei frühneuzeitliche Schriften, bestückt mit mündlich überlieferten Beiträgen aus dem Volk zur pfälzischen bzw. kurpfälzischen Geschichte.

Mit der Verbreitung der von ihm verfassten Schenkungslegende der Haingeraide durch den Merowinger-König Dagobert I wird er beim Volk bekannt; seit seiner Jugendzeit in Rhodt ist Beyrlin mit diesen Volkslegenden wohl vertraut.

Jakob Beyrlin hat die Wirren des 30-jährigen Krieges nicht mehr erlebt. Seine Schriften aber haben die Zeit überdauert.

Jakob Beyrlin und einige seiner Werke  


Jakob Beyrlin (1576-1618)

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Die Luegenchroniken des Jakob Beyrlin

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Die Haingeraide
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die genossenschaftliche Nutzung und Verwaltung der Waldbezirke in der Pfalz und im Elsaß aufgelöst. Damit war die sog. Haingeraide, deren Anfänge bis in die Merowingerzeit zurückreichen soll, Geschichte. Im Intelligenzblatt der Jahre 1827 - 1829 wird der Versuch einer Aufarbeitung von Dichtung und Wahrheit um die Haingeraide unternommen:
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Uebersicht der seit dem Jahre 1817 in dem Königl. Bayrischen Rheinkreise vollzogenen  Abtheilungen  zur Auflösung von Gemeinschaften oder Abfindung von Berechtigungen.
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Es giebt wenige Gegenden, in welchen sich, auf einem verhältnißmäßig kleinen Flächenraum, so ausgedehnte Gemeinde-Waldungen befänden, wie in dem unteren Elsaß und in dem Theile des bayrischen Rheinkreises, der zwischen den Vogesen und dem Rheine liegt.
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Die ganze vordere Reihe der Vogesen besteht beynahe ganz aus solchen Waldungen. Aber auch in der Ebene liegen große Walddistrikte, die den Gemeinden angehören. Auf vielen Königl. Forsten in derselben Gegend  haben die Gemeinden starke Berechtigungen, an einigen Orten sogar ein Miteigenthum, hergebracht.

Merkwürdiger ist jedoch, daß bis auf die neueste Zeit, nicht jede Gemeinde ihr eigenes, abgesondertes Eigenthum besaß, sondern daß bey weitem die meisten Waldungen mehreren Ortschaften in ungetheilter Gemeinschaft angehörten....


Haingeraide 1827-1829




Theresienstrasse Rhodt
Tour zur Annakapelle
Rhodt zum Nachlesen